Gekochten Schafskopf gefällig? Mittwinterfest in Island

Es gibt Feste, auf die sich jeder freut. Nicht nur, weil dann Familie und Freunde zusammen kommen, sondern auch, weil besonders leckere Köstlichkeiten zu erwarten sind. Da wird die sprichwörtliche Hose mit dem Dehnbund angezogen. Und dann gibt es solche Feste, an denen man seinen Hosenbund ob des kulinarischen Angebotes am liebsten enger schnallen möchte.

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Zu letzterer Kategorie gehört ohne Frage das jährliche, isländische Mittwinterfest Thorrablot (isländisch: Þorrablót). Das genaue Datum ändert sich jedes Jahr, in diesem Jahr 2024 findet es vom 26. Januar bis 24. Februar 2024 statt. 

Als Fressfest der besonderen Art bleibt es Jedem, der es einmal vor Ort erlebt hat, unvergesslich. Historische Delikatessen, die den Rest des Jahres den Touristen als Mutprobe serviert werden, stehen nun auch bei Einheimischen auf dem Tisch. Und es geht nicht um die Klassiker, wie fermentierten Hai oder den berühmt-berüchtigten Kümmelschnaps Brennivín. Es geht um eingelegte Schafshoden, Walfett oder gekochtem Lammkopf. Schon Appetit bekommen?

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Lammhopf, Schafsülze, Lammhoden und Walspeck.

Jedes Jahr wieder: Thorrablot

Thorrablot ist ein Opferfest im Mondmonat Thorri (isländisch: Þorri), das vor mindestens 800 Jahren von den Wikingern Norwegens und Islands begangen wurde. Es fand immer am Freitag der 13. Winterwoche nach nordgermanischem Kalender statt. Mit der Christianisierung wurde es vergessen, lebte aber im Zuge des Unabhängigkeitskampfes im 19. Jahrhundert wieder auf. Es hat sich bis heute erhalten und wird neben gemeinsamen Gelagen von Festivals, Konzerten und Theatershows begleitet.

In die Geschichte zurückgeschaut, war die Versorgungssituation auf Island lange Zeit eher karg. Das Wenige, was die Insel zu bieten hatte, wurde restlos verarbeitet und musste für die langen Winter haltbar gemacht werden. Dies geschah meist durch Trocknen, Einsalzen oder Fermentieren (meist in Molke). Im Monat Thorri erinnern sich die Isländer also an ihre Vorfahren und verzehren Speisen, die aus diesen kargen Zeiten stammen und heute sonst weitgehend verschwunden sind.

Und die für ihre Feierfreudigkeit und künstlerische Vielfalt bekannten Isländer genießen das Fest und die Kultur in der sonst eher dunklen Jahreszeit. Diese Zeit ist eine besondere Zeit, auf die sich Einheimische und Zugezogene gleichermaßen freuen. 

Alte isländische Spezialitäten 

Im isländischen Winter wurden vor allem haltbar gemachte Lebensmittel gegessen, auch wenn heutzutage ein jederzeitiges Angebot von frischen Zutaten verfügbar ist. In den Supermärkten und Restaurants finden sich während des Mittwinterfestes traditionelle Speisen, von denen es die meisten nur in diesem Monat umfänglich zu kaufen gibt.

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Beste Auswahl im Supermarkt.

Da finden sich neben Klassikern wie fermentiertem Hai (Hákarl), geräuchertem Lamm (Hangikjöt) und Trockenfisch, halbierte gekochte Schafsköpfe (Svið), fermentierte Schafshoden (Hrútspungar) und Walspeck (Hvalsrengi).

Zu einem richtigen Thorrablot-Teller gehören aber auch noch Sviðasulta (Schafskopf-Aspik), Blóðmör und Lifrarpylsa  (Blutpudding und Leberwurst) sowie Rófustappa (helles Rübenpüree). Serviert werden diese Leckereien mit dem traditionellen süßen Roggenbrot (Rúgbrauð) oder Roggen-Fladenbrot (Flatkaka).

Zu allem gehört natürlich reichlich Butter, die leicht gesalzen serviert wird. Die kommt nicht nur auf das Roggenbrot, sondern auch, gerne dick, auf ein Stück Trockenfisch. Nicht fehlen darf natürlich auch Brennivín, der isländische Schnaps, der nicht nur gewöhnungsbedürftige Aromen herunterspült, sondern netterweise auch alle Bakterien im Hals abtötet. Wem das zu stark ist, der kann sich an den hervorragenden lokalen Biersorten versuchen. 

Wie schmeckt das jetzt?

Insgesamt sind viele Spezialitäten recht sauer, weil sie in Molke fermentiert wurden.

  • Fermentierte Lammhoden: sehr fest im Biss, mittelsauer, keinerlei Lammgeschmack .
  • Walfett, fermentiert: Das Walfett ist besonders gewöhnungsbedürftig. Ich bin grundsätzlich gegen den kommerziellen Walfang, aber die Neugierde trieb mich, auch dies zu probieren. Die Konsistenz ist gummiartig, sehr schnittfest. Der Geschmack ist sehr sauer, mit einem strengen, fischigen Nachgeschmack.
  • Fermentierter Hai: Geruch und Geschmack ammoniaklastig, sehr fischig und im Abgang frisch in der Nase. Aber nicht so schlecht, wie man vielleicht erwartet.
  • Schafskopfaspik: Wie du Aspik kennst, der Lammgeschmack kommt gut durch, insgesamt nicht schlecht.
  • Gekochter Schafskopf: Überraschend lecker, sehr zartes Fleisch.
  • Blutpudding und Leberwurst: Kommt unserer Blut- und Leberwurst sehr nahe, aber schnittfester und gehaltvoller. Nicht zum Streichen gedacht, sondern erwärmt und in Scheiben serviert.
  • Gedämpftes Roggenbrot: Relativ süß im Geschmack, sehr kompakte und trockene Konsistenz (es wird kein Triebmittel genutzt).
  • Fladenbrot: Relativ trockenes, dünnes Brot mit leckeren Röstaromen.

Wenn du das Glück hast, zu einer isländischen Familie oder einem Thorrablot-Buffet eingeladen zu werden, zögere nicht und probiere alles aus. Ziehe aber lieber doch eine Hose mit dehnbarem Bund an, denn einige der alten Gerichte sind durchaus delikat. Die moderne isländische Küche sowieso.

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